FLORA und FAUNA

„Ganz gottverlassen, heimatlos und ohne Zuflucht vor der Nacht und Kälte und Gefahr ist keine Kreatur der Erde, des Meeres und der Luft. Die Fledermaus sucht Burgverließe, das Reh ein Dickicht auf, die Schwalben nisten an der Hauswand, Fuchs und Dachs in unterirdischen Gängen; die Schnecke trägt ihr Haus am Rücken, mit lärmender Erregtheit erkennt das Storchenpaar den alten Kirchturm wieder, Rad und Nest. Wehklagend umflattern Vögel die zerstörte Brutstatt.“

1948

„Um alte Mauern müssen Dohlen fliegen, zum Markusplatz gehören Taubenschwärme, in Frankenstädtchen müssen Brunnen rauschen, die grauen Tore hüllt der Efeu ein. […] Eidechsen, Fledermäuse, Rosenranken und Geschrei der Grillen, der Abendwind, ein Hirtenlied tauchen aus der Erinnerung, wenn wir vom Titusbogen reden…“

1951

„Der weitere Hausstand: zwei Amseln, ein schwarzer Kater und ein Igel. […]

(Der Haselbusch vor meinem Fenster)

Als Paradies gedacht, nach zwanzig Jahren zähen Widerstandes ein Urwald. Der Haselbusch wächst übers Dach hinaus, den Säulenkopf hüllt Efeu ein. Narzissen sind, weil damals noch kein Zaun war, beim Nachbarn aufgegangen, zwecklos, weil Amseln daran ihren Zorn auslassen.

1971

„Wenn Küstenstädte – am Golf von Genua, Neapel, Positano – ohne Treppen wären – was für ein Verlust! Sie haben (wie Priene im Altertum) inmitten ihren ebenen Platz. Was oberhalb und unterhalb, den Hang hinauf – hinunter liegt, muß heute wie immer und in Ewigkeit von Mensch und Tier erklettert werden.“

1973

Alle Zitate Hans Döllgast

(wird fortgesetzt)

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Hauswurz / Dachwurz (Sempervivum) aus einer Abschrift von Hans Hartliebs Kräuterbuch, um 1470.

Johannes (Hans) Hartlieb (* ca.1400 - † 1468 in München). Arzt, Hofdichter und Übersetzer. Das Kräuterbuch entstand zwischen 1435 und 1450.